Telegram Messenger: Clients für Android und iOS ab sofort für blinde Anwender nutzbar

Geschrieben von Steffen Schultz 3 Kommentare
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Der Telegram-Messenger hat sich unter den WhatsApp-Alternativen als einer der am weitesten verbreiteten Messenger etabliert, auch wenn es in Sachen Datenschutz und Sicherheit noch bessere Dienste geben mag. Vor allem die Möglichkeit, sich mit mehreren Geräten gleichzeitig anzumelden, die kostenlose Verfügbarkeit und die durch eine offene API problemlose Integration von Drittanbieter-Diensten dürften zur Popularität des Messengers beigetragen haben. Die Gruppe blinder und sehbehinderter Anwender war jedoch lange Zeit ausgeschlossen, da keiner der angebotenen Telegram-Clients mit Hilfstechnologien zugänglich war. Lediglich die Browser-Version und ein für den Pidgin-Multi-Messenger verfügbares Plugin konnten als eher umständliche Alternative genutzt werden. Nun fand man offenbar auch für diese Nutzer Gehör: Seit Version 5.5 unterstützen die mobilen Telegram-Clients für Android und iOS die auf den jeweiligen Betriebssystemen verfügbaren Screenreader.

Ein erster Test unter Android und TalkBack verlief sehr positiv, und lässt erkennen, dass hier nicht einfach nur etwas schnell dahingeschludert wurde, um eine Hand voll Nutzer zufriedenzustellen. Die komplette Oberfläche des Clients ist zugänglich, nicht ein einziger Button wurde ausgelassen. Selbst die eher grafischen Dinge wie Emojis und Gifs sind weitgehend nutzbar. Bedenkt man, dass der Client zuvor quasi gar nicht zugänglich war, ist dies ein zwar erstaunlicher, aber natürlich sehr willkommener Fortschritt.

Wer Telegram lieber am PC nutzen möchte, und mit Windows 10 unterwegs ist, kann sich übrigens mal die Unigram-App anschauen. Auch an deren Oberfläche wurde in Sachen Screenreader-Zugänglichkeit gearbeitet. Ein großer Teil der App ist in der Tat sehr gut nutzbar, jedoch muss hier und da noch an dem ein oder anderen Stellschräubchen gedreht werden.

Wie bereits erwähnt ist Telegram nicht die sicherste Alternative unter den WhatsApp-Konkurrenten. Die selbst bei WhatsApp längst etablierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist vorhanden, aber standardmäßig inaktiv, Sicherheitsbedenken in der verwendeten Kryptographie sowie der geschlossene Server-Code wurden in der Vergangenheit von Datenschutz- und Sicherheitsexperten bemängelt. Hier muss jeder selbst entscheiden, welchem Messenger man vertraut. Aber auch der sicherste Messenger schützt nicht vor Dummheiten. Dass nun ein weiterer Dienst auch für blinde Anwender nutzbar ist, kann man in jedem Fall als guten Schritt bezeichnen.

Android Accessibility Suite: Google fasst die Bedienungshilfen seines mobilen Betriebssystems zusammen

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Google hat seine Hilfstechnologien für Android-Nutzer zu einem Komplettpaket zusammengeschnürt. Der Bildschirmleser TalkBack sowie die Dienste "Schalterzugriff" und "Vorlesen" bilden jetzt gemeinsam die "Android Accessibility Suite". Die einzelnen Dienste behalten in den Geräte-Menüs jedoch ihre alten Namen. Ein paar interessante Neuerungen hält die Version 6.2 dann aber auch noch bereit.

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Google TalkBack 6.1 veröffentlicht: Die lang erwarteten Kleinigkeiten

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Googles Eyes-Free-Project hat vergangene Woche die finale Version 6.1 des Android-Bildschirmlesers TalkBack veröffentlicht. Auch wenn die Versionsnummer damit einen Sprung von 5 auf 6 gemacht hat, sind es nur wenige große Neuerungen, über die sich blinde Android-Nutzer freuen dürfen. Dafür gab es viele kleine Verbesserungen und Fehlerkorrekturen, welche die Arbeit dennoch mitunter spürbar erleichtern.

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Blindo - accessibility ratings

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Stößt man als blinder Nutzer unter Android auf eine App, deren Schaltflächen für die Nutzung mittels TalkBack unbeschriftet sind, lassen diese sich in vielen Fällen über das lokale Kontextmenü manuell mit Labels versehen. Dies setzt natürlich voraus, dass man die Funktion der Schaltflächen vorher selbst oder mit sehender Hilfe ergründet hat. Um nach einer Neuinstallation oder Wechsel des Android-Gerätes die Schaltflächen nicht jedes Mal von vorn beschriften zu müssen, können die Labels in den TalkBack-Einstellungen auch exportiert werden.

Die Android-App Blindo - accessibility ratings macht sich diese Funktion zu Nutze, und stellt für blinde Anwender eine Community bereit, welche den Austausch dieser Label-Beschriftungen erlaubt. Nach Download der derzeit nur englischsprachigen App durchläuft man ein kurzes Nutzungs-Tutorial, und meldet sich mit seinem Google-Konto an. Anschließend erhält man nicht nur die Möglichkeit, für seine installierten Apps - falls verfügbar - Labels herunter- und hochzuladen, sondern kann auch Bewertungen (Ratings) für Apps abgeben. Diese beziehen sich speziell auf die Zugänglichkeit. Bewertet wird auf einer Sterne-Skala von 1 bis 5, getrennt nach Kategorien wie Interface-Zugänglichkeit, Button-Labeling, App-Performance oder Kompatibilität mit TalkBack und ShinePLUS. Hierbei ist aber etwas problematisch, dass ein Rating nur vollständig abgegeben werden kann, d. h. eine Bewertung mit 0 Sternen, weil man z. B. den ShinePlus-Bildschirmleser nicht installiert hat, ist leider nicht möglich.

Es bleibt abzuwarten, ob sich Blindo auch bei deutschsprachigen Nutzern größerer Beliebtheit erfreuen wird. Label-Pakete sind nämlich bisher überwiegend in Spanisch, Portugisisch oder Englisch verfügbar. Die App ist derzeit kostenlos und enthält einige wenige Werbeeinblendungen. Laut PlayStore sind InAPP-Käufe möglich, diese werden jedoch derzeit nirgendwo in der App beworben. Der Erwerb einer Pro-Lizenz zum Abschalten der Werbung wäre damit aber denkbar.

Google TalkBack: Ansage der Anrufer-ID konfigurieren

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Bis zur Version 4.4 bot der Screenreader Google TalkBack die Möglichkeit, Telefonnummer bzw. Kontaktname eines Anrufers vorlesen zu lassen. Ab TalkBack Version 5 verschwand diese Option allerdings aus den Einstellungen, was bei einigen Nutzern offensichtlich für Verwirrung sorgt. Da ich auf meinem Smartphone kaum Anrufe empfange, ist mir die fehlende Ansage der Anrufer-ID zunächst gar nicht aufgefallen. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass es keine Option zur Ansage der Anrufer-ID mehr gibt - weder in den TalkBack-Einstellungen, noch in den allgemeinen Zugänglichkeits-Einstellungen oder gar auf der Seite "Ton und Benachrichtigungen".

Des Rätsels Lösung ist am Ende zwar logisch, aber fand sich erst nach einigem Herumsuchen. Grund für den Wegfall der Option sind die ab Android 6 (Marshmallow) verwendeten App-Berechtigungen. Sofern eine App das neue Berechtigungssystem unterstützt, kann für sie jedes angeforderte Zugriffsrecht individuell konfiguriert werden. Hierzu tippt man auf Apps -> Einstellung -> Apps (auf Samsung-Geräten eventuell etwas anders), und wählt die gewünschte App aus, also in diesem Fall TalkBack antippen. Auf der App-Infoseite den Menüpunkt Berechtigungen antippen, der standardmäßig den Wert "Keine Berechtigungen gewährt" anzeigen sollte. TalkBack kann hier der Zugriff auf das Telefon erlaubt werden, was dann auch die Ansage des Anrufers wieder möglich macht.

Nutzer älterer Android-Versionen dürften hier allerdings im Nachteil sein, da sich bis Android 5.1 (Lollipop) die Berechtigungen nicht so individuell konfigurieren lassen. Leider fehlt mir ein Testgerät, um die dortigen Einstellungsmöglichkeiten nachzuprüfen.

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