Die Software AzuraCast ist eine quelloffene Komplettlösung zum Betrieb eines Webradios. Sämtliche Funktionen werden über einen Browser gesteuert, sogar ein vollständig Browser-basierter Streaming-Client wurde implementiert. Die Radioautomation wird ständig weiterentwickelt und noch haben einige Features Verbesserungsbedarf, doch bereits jetzt kann die Software produktiv eingesetzt werden.
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Noch immer verwenden viele Webradios den alten Shoutcast-1.x-Server, obwohl dieser seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr weiterentwickelt wird. Ein Grund hierfür könnte die teilweise vorhandene Inkompatibilität auf Hörerseite sein, bedient man sich alternativer Streaming-Plattformen. Vor allem das Verbreiten neuer Streaming-Links an sämtliche Portale dürfte eine nicht unerhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Bis alle Links aktualisiert sind, muss man zwischenzeitlich wohl mit einem Hörerschwund rechnen. Dank des quelloffenen Streaming-Servers Icecast gibt es aber Abhilfe.
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Mein Projekt der letzten Woche: Den Streaming-Server des Webradios, für welches ich arbeite, nach dem Ausscheiden unseres bisherigen Admins von Windows auf Linux umzustellen. Eine Herausforderung, die ich gern angenommen habe, bietet sie uns doch die Möglichkeit, den Server ohne sehende Hilfe komplett in Eigenregie zu administrieren. Als unerwartet schwierig erwies sich dabei die Aufgabe, einen halbwegs brauchbaren Transcoder zu finden, um unseren Haupt-Stream serverseitig in eine für mobile Nutzung geeigneten Stream herunterzukonvertieren. Unter Windows nutzten wir dafür bislang eine etwas unelegante Lösung, bei der zunächst ein auf dem Server installiertes Winamp den Stream abspielte und per Shoutcast-Plugin neu kodiert zum Server zurücksendete. Später nutzten wir dann den inzwischen nicht mehr offiziell verfügbaren Oddsock-Transcoder, der zum Schluss aber nur noch auf wackligen Füßen stand und alle paar Tage mal neu initialisiert werden musste.
Nach längerer Suche stieß ich dann auf das Projekt Savonet / Liquidsoap. hierbei handelt es sich grob gesagt um eine Automationssoftware für Webradios, die im Detail jedoch so einiges unter der Haube hat. "Liquidsoap" ist eigentlich auch keine Software im herkömmlichen Sinn, sondern eher eine eigene Skriptsprache. Das Stream-Transcoding, für welches ich "Liquidsoap" momentan einsetze, ist dabei noch vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen. Die "Flüssigseife" kann aber noch viel mehr. Das einfache Abspielen von Playlists ist damit ebenso möglich wie ein durchformatierter Programmplan, bei welchem zu unterschiedlichen Tageszeiten ganz bestimmte Playlisten zum Einsatz kommen. Durch zahlreiche Plugins ist die Zahl der unterstützten Dateitypen und Soundquellen stark erweiterbar. Wer seinen Sender ganz ohne Moderator betreiben möchte, kann sogar die Ansage der Songs von einer Sprachausgabe übernehmen lassen. Aber natürlich lassen sich auch Live-Shows in die Planung einbauen. Gestreamt wird das fertige Programm dann entweder über die Soundkarte des Systems oder an einen Streaming-Server wie Shoutcast oder Icecast.
"Liquidsoap" kann von der Projektwebseite als Quellcode heruntergeladen werden, sollte sich auf Linux-Systemen aber auch bequem aus den Paketquellen installieren lassen. Für Windows gibt es eine vorkompilierte Version.
Der Shoutcast- und Icecast-Client Edcast (vormals Oddcast) ist tot - abermals. Nachdem der ursprüngliche Entwickler die Weiterentwicklung und Verbreitung via Oddsock.org bereits vor Jahren aufgegeben und die Webseite geschlossen hatte, tauchte bald danach eine Version unter dem Namen "Edcast Reborn" auf, deren Entwickler sie später in "Riocast" umbenennen wollte. Neben Fehlerkorrekturen der Originalversion enthielt das wiedergeborene Edcast jedoch auch einige neue Funktionen, darunter eine ASIO-Version oder die Integration eines Limiters.
Wie inzwischen aber auf der Projektseite bei Google Code zu lesen ist, hat auch die Entwicklung von Edcast Reborn nun ein Ende. Grund hierfür ist die fehlende Zeit, so der Entwickler in einer Update-Nachricht. Allen Nutzern wird empfohlen, im Falle von Shoutcast-Streaming auf den originalen Shoutcast-Client auszuweichen, da dieser inzwischen auch Shoutcast 2 unterstützt. Dieser erfordert allerdings ein installiertes Winamp. Möchte man hingegen einen Standalone-Client nutzen, wird die Software Liquidsoap empfohlen. Hierbei handelt es sich um ein sehr umfangreiches Kommandozeilen-Tool, das auch das Streaming von Soundkartensignalen unterstützt. Liquidsoap erfordert allerdings eine nicht unerhebliche Einarbeitungszeit und vereinfachende Betriebssystem-GUIs gibt es bislang kaum. Die Anzahl weiterer freier Streaming-Clients, die mit Edcast mithalten können, ist bestenfalls überschaubar.
Im Gegensatz zum originalen Edcast-Client ist Edcast Reborn vorerst jedoch nicht völlig von der Bildfläche verschwunden. Die Downloads sind noch verfügbar, ebenso der Quellcode. Lediglich die ohnehin bereits seit 2 Jahren ruhende Entwicklung wurde nun auch offiziell eingestellt, sodass der Client nur noch solange funktioniert, bis es an den bestehenden Shoutcast- und Icecast-Protokollen zu gravierenden Änderungen kommt, sofern sich bis dahin niemand des freien Quellcodes angenommen hat. Die Downloads könnten jedoch in Kürze verschwinden, da Google bereits vor einiger Zeit die Einstellung von Downloads auf der Code-Plattform angekündigt hat.
Das Stöbern in alten Datenbeständen fördert manchmal Interessantes zu Tage. "Universal Streamkick" ist ein kleines Tool, welches ich vor etwa 4 Jahren für meine Arbeit bei einem Webradio geschrieben und danach im mittlerweile nicht mehr existierenden "Serviceportal Radio" angeboten hatte. Dieses Tool dient dazu, die Verbindung eines Source-Streams eines Shoutcast- oder Icecast-Servers zu unterbrechen. Ich brauchte eine solche Funktion damals, um einen sogenannten Auto-DJ vor dem Beginn einer Live-Sendung zu "kicken", also den Stream für mich als Moderator freizuräumen - heute gibt es natürlich viel bessere Methoden. Das Tool erleichtert diese Aufgabe, sodass man nicht erst umständlich auf eine Webseite gehen muss. Stattdessen genügt es, eine kleine Windows-Anwendung aufzurufen, die dann ohne weitere Rückfrage den Stream freimacht. Der Aufruf lässt sich sogar noch beschleunigen, indem die Anwendung mit einer Tastenkombination versehen wird. Perfekt auch für blinde Nutzer, die beim Webradio ohnehin für jeden Klick weniger dankbar sein dürften.
Zeit also, das Tool mal wieder zur Verfügung zu stellen. Der Download enthält neben der in AutoIt geschriebenen Windows-Anwendung noch ein PHP-Script, welches serverseitig den eigentlichen Kick des Source-Streams übernimmt und nur für den Betreiber oder Webmaster eines Webradios relevant ist. Weitere Informationen sowie eine Installationsanleitung findet sich in der Datei Readme.txt.
Download: Universal Streamkick (.zip, 283 KB)