Opera Mail
Nachdem in dieser Woche die neue Version des Browsers Opera erschien, las ich heute eher zufällig, dass der interne, bislang als "M2" bezeichnete Mailclient des Browsers nun in eine eigenständige Anwendung ausgelagert wurde und als Testversion heruntergeladen werden kann. Eigentlich erstaunlich, da der allgemeine Trend in Sachen E-Mail doch eher weg von den Clients und hin zur Webanwendung geht. Grund genug, mir den als "Opera Mail" bezeichneten Mailclient einmal anzuschauen, natürlich auch die Bedienbarkeit für blinde Nutzer.
Die Ernüchterung kam schon beim Aufruf des Windows-Installers. Statt sich eines quasi-standardisierten Setup-Systems wie etwa NSIS zu bedienen, kommt Opera Mail offenbar mit einem eigenen Installationssystem daher, bei welchem es an der Zugänglichkeit stark mangelt. Mit NVDA war es mir nicht möglich, auch nur eine einzige Schaltfläche oder sonstigen Text auszulesen. Nach Druck auf "Escape" wurde lediglich die Frage, ob man die Installation denn wirklich abbrechen wolle, korrekt vorgelesen. Da ich mich von solchen Dingen aber nicht gleich abschrecken lasse, versuchte ich es einfach mal mit einem beherzten "Enter" und wurde prompt belohnt, die Installation lief ohne weitere Probleme ab.
Opera Mail meldet sich beim ersten Start mit einem Einrichtungs-Assistent für die Mailkonten bzw. dem Mailimport. Und hier zeigt sich, dass auch die Software alles andere als zugänglich ist. Zwar konnte ich das Programmfenster grundsätzlich auslesen, allerdings fehlen hier jegliche Tastenbefehle. Es war mir nicht mal möglich, mit "Tab" durch die verschiedenen Eingabefelder und Auswahllisten zu navigieren, eine Bedienung war nur mit der Maus oder einer virtualisierten Maussteuerung per Tastatur möglich. Außerdem fehlten etliche Beschriftungen, sodass es beinahe unmöglich war, z. B. die Eingabefelder für die Account-Daten korrekt auszufüllen. An diesem Punkt musste auch ich kapitulieren und habe Opera Mail wieder freundlich aus meinem System gebeten, wobei auch die Deinstallation zwar einfach, aber ebenso unzugänglich war wie schon die Installation.
Somit ist Opera Mail vorerst leider keine Alternative zu den ohnehin nur wenigen, für Blinde nutzbaren Mailclients. Der Opera-Browser ist in seiner neuen Version "Opera Next" übrigens ebenso wenig sinnvoll nutzbar. Zwar ist hier die Installation sogar zugänglich und auch die Programmmenüs werden offenbar weitgehend ausgelesen, doch trotz der neuen Browser-Engine ist ein Navigieren auf Webseiten kaum möglich. Ob sich in Opera noch spezielle Zugänglichkeitsoptionen einschalten lassen, habe ich allerdings nicht weiter erforscht.