Auch als blinder Website-Betreiber möchte man manchmal an den Farben seines Layouts herumschrauben können - sei es, um die Lesbarkeit zu verbessern oder einfach, um dem Website-Theme eine eigene Note zu verpassen. Natürlich sollte neben dem technischen Wissen über Farbcodes, Schriftstil und CSS-Klassen auch eine gewisse Grundvorstellung von Farben vorhanden sein. Möchte man jedoch nicht nur mit den Grundfarben arbeiten, wird das Ganze schon etwas schwieriger, denn zwischen Schwarz und Weiß gibt es eben nicht nur Rot, Gelb, Grün und Blau, sondern unzählige Zwischentöne mit Farbnamen, von denen wahrscheinlich auch so mancher Normalsehende noch nie etwas gehört haben dürfte, und erst beim Hinsehen weiß, ob es gut zum Layout passt.
Eine kleine Orientierungshilfe kann die Seite encycolorpedia.de bieten. Sie enthält nicht nur eine Liste unzähliger HTML-Farben, sondern kann auch zu beliebigen Farb-Codes im Hexadezimal-Format eine genaue Beschreibung abliefern. Neben der Angabe des Farbtons werden die prozentualen Farbangaben im RGB-Farbmodell, der HSL-Farbraum mit Farbtonwinkel, Sättigung und Helligkeit sowie die Wellenlänge aufgeführt. Neben diesen eher technischen Details ist es dann in den weiterführenden Links sogar möglich, die Farbe zu modifizieren, und beispielsweise invertiert, heller oder dunkler anzeigen zu lassen. Des Weiteren werden ähnliche Farben genannt sowie die zur aktuellen Farbe passenden Farbnamen, falls vorhanden.
Auch wenn die richtige Farbe allein noch keine formvollendete Website hergibt, und der letzte Blick durch funktionierende Augen noch immer die beste Prüfung ist, halte ich Encycolorpedia schon einmal für eine sehr interessante Hilfe. Zumindest einfache Anpassungen bestehender Layouts sollten sich damit gut erledigen lassen.
"Welche Apps hast du eigentlich so auf deinem Smartphone installiert?"
Je nach Nutzungsumfang des Gerätes kann die Beantwortung dieser Frage schon mal einige Minuten Zeit in Anspruch nehmen. Damit diese Zeit aber nicht man selbst, sondern zu einem großen Teil der Fragesteller opfern muss, gibt es auch für solche Fälle Apps, um schnell mit Freunden eine Liste seiner installierten Apps zu teilen.
Die quelloffene Android-App List My Apps von Onyxbits wurde für genau diese Aufgabe geschaffen. Sie erstellt eine Liste der auf dem Gerät installierten Apps, und das sogar in den verschiedensten Ausgabeformaten. Egal ob als einfache Textdatei, HTML- und Markdown-Ausgabe mit klickbaren Playstore-Links, oder auf Wunsch sogar in eigenen Formatvorlagen. Die so erstellte Liste lässt sich in die Zwischenablage kopieren, kann jedoch auch direkt mit anderen Apps wie etwa WhatsApp, Dropbox oder als Notiz geteilt werden. Es ist auch möglich, die Apps mit Tags und Bemerkungen zu versehen, um sie z. B. mit Freunden zu teilen, die gern eine übersichtliche Beschreibung zu jeder App haben möchten, bevor sie in den Playstore klicken. Durch die Tags lassen sich umfangreiche App-Listen kategorisieren, beispielsweise nach Einsatzgebiet, Quelloffenheit oder - wie in meinem Fall - nach herausragender Talkback-Zugänglichkeit der Oberfläche. Dabei werden nur solche Apps aufgelistet, die über den Store oder direkt als APK installiert wurden. System-Apps, darunter auch die meisten Google-Dienste, werden sinnvollerweise ausgeklammert.
List My Apps ist beim Programmierer als APK-Datei, via Google Play sowie bei F-Droid erhältlich.
Für das Markdown-CMS Yellow habe ich soeben mein zweites, bescheidenes Plugin veröffentlicht. Das Audio-Plugin implementiert einen simplen HTML5-Audioplayer, welcher ausschließlich auf dem HTML5-Audio-Tag basiert. Ein Flash-Fallback für ältere Browser wird nicht angeboten, dafür kann optional für die abzuspielende Datei ein Download-Link aktiviert werden. Das Plugin wandelt den HTML5-Audio-Tag in einen Shortcut um, der sich auch im Safe-Mode des Markdown-Parsers verwenden lässt:
[audio http://audio.url 1]
Es gibt also nur zwei Parameter, die URL zur Audiodatei sowie das Einschalten des Download-Fallbacks. Wird der zweite Parameter weggelassen, ist kein Download möglich. Der Download-Link wird nur dann angezeigt, wenn der Browser das Audio-Tag nicht unterstützt.
Ein ähnliches Plugin existierte bereits, jedoch wollte ich eine etwas einfachere Lösung haben, die Dateien nicht nur vom eigenen Webserver in einer Playlist abspielen kann, sondern von beliebiger Quelle, also auch Stream-Adressen.
"Beim nächsten Ton ist es ..."
Diese Telefonansage kennen die einen oder anderen vielleicht noch aus Zeiten, als Funkuhren oder Smartphones mit synchronisierter Zeitanzeige noch nicht verbreitet waren. Und trotz heutiger Entwicklungen gibt es diese Zeitansagen noch immer, auch wenn die ersten solcher Ansagedienste natürlich längst abgeschaltet wurden. Schade eigentlich, denn hin und wieder ist eine Zeitansage tatsächlich sehr nützlich.
Wer die Dame vom Band vermisst oder tatsächlich noch einen Nutzen für einen Zeitansage-Dienst hat, findet auf Github Abhilfe: Talking Clock ist ein in HTML und Javascript programmierter Nachbau einer Zeitansage. Einmal auf einem Webserver hochgeladen, liest eine englische Stimme die Zeit im 10-Sekunden-Takt vor. Die Ansage wird dabei aus Audio-Samples zusammengebaut, die sich theoretisch auch austauschen lassen. Um eine möglichst genaue Zeit auszugeben, synchronisiert sich das Tool über ein PHP-Script mit der Zeit des Servers, auf welchem es installiert wurde. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass sich die Uhr des Servers via NTP mit einem Zeitserver abgleicht.
Was für den einen eine unnütze Spielerei sein mag, kann mir persönlich beim Webradiobetrieb helfen. Bei Live-Sendungen muss ich darauf achten, den Stream zu einer bestimmten Zeit in meinem Studio zu übernehmen. Da ich als blinder Nutzer dabei häufig auf eine Sprachausgabe angewiesen bin, ist es manchmal etwas mühsam, die Zeit im Auge bzw. im Ohr zu behalten. Meistens lasse ich einen zweiten Rechner mitlaufen, dessen Sprachausgabe die Uhr fokussiert hat und mir dann den Wechsel der Minute ansagt. Eine 10-Sekunden-Ansage ist da natürlich noch viel bequemer.
Es gibt immer mehr Webseiten, die sich ohne eingeschaltetes Javascript kaum oder gar nicht mehr bedienen lassen, obwohl viele der betreffenden Funktionen sich auch ohne Javascript realisieren ließen. Was sich zunächst auf nebensächliche Dinge wie Counter, Statistiktracker oder Banner-Rotatoren beschränkte, weitete sich bald schon auf die eigentlichen Inhalte aus. Bestes Beispiel hierfür sind die immer häufiger anzutreffenden extern gehosteten Kommentarsysteme in Blogs (Disqus etc), die sich ohne Javascript nicht nutzen lassen. Was für die meisten Nutzer kein größeres Problem ist, lässt sicherheitsbewusstere (paranoidere?) Menschen mit dem Kopf schütteln. Und nein, blinde und sehbehinderte Nutzer sind nicht einmal diejenigen, die eine solche Verunstaltung des Webs am meisten trifft, sofern sie nicht auf veraltete Zugangssoftware angewiesen sind oder einen textbasierten Browser nutzen. Auch Suchmaschinen, also eine der grundlegendsten Bausteine des Internets überhaupt, dürften bei der Katalogisierung mancher Webanwendung so ihre Probleme haben.
Nun reiht sich auch die Übersetzungsplattform Transifex in die Ansammlung jener Dienste ein, die Webseitenbetreibern die Arbeit aus der Hand nehmen wollen. Mit Transifex Live, das in einer ersten, nur durch Einladungen nutzbaren Betaversion verfügbar ist, wird das Versprechen gegeben, dass Webseitenbetreiber künftig nur noch eine einzige Zeile Javascript-Code in ihre Webseite einbetten müssten, um internationalen Besuchern die Inhalte in ihrer Sprache zu präsentieren. Für den Betreiber ist somit kein eigenes Coding mehr notwendig und er kann sämtliche Übersetzungen seiner Seite auf Transifex verwalten. Besucht nun ein französischer oder russischer Anwender eine Webseite, werden automatisch die für ihn relevanten Übersetzungen von Transifex abgerufen und angezeigt, sofern verfügbar.
Einerseits eine schöne Idee, die aber auch ihre Tücken haben dürfte. Hat ein Besucher kein Javascript zur Verfügung oder lehnt dies grundsätzlich ab, wird eine mit Transifex verwaltete Webseite vermutlich nur in ihrer Originalsprache dargestellt werden können. Für englische Seiten mag dies noch vertretbar sein, aber welcher Durchschnittsnutzer in Europa spricht z. B. schon Chinesisch? Von den datenschutzrechtlichen Fragen, die sich beim Abrufen der Inhalte ergeben könnten, sei hier mal gar keine Rede.
Die Zugänglichkeit von Webseiten ist also längst nicht nur ein Problem von Blinden und Sehbehinderten, wie die meisten vielleicht denken mögen, auch Sprachbarrieren gilt es zu überwinden. Ob der neue Transifex-Dienst dieser Zugänglichkeit eher entgegenwirken könnte, wird sich zeigen müssen. Noch habe ich keine Webseite gesehen, welche diesen Dienst schon im Einsatz hat. Gesunde Skepsis sei jedem Interessenten aber anzuraten, trotz aller versprochenen Bequemlichkeit.
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