Auch als blinder Website-Betreiber möchte man manchmal an den Farben seines Layouts herumschrauben können - sei es, um die Lesbarkeit zu verbessern oder einfach, um dem Website-Theme eine eigene Note zu verpassen. Natürlich sollte neben dem technischen Wissen über Farbcodes, Schriftstil und CSS-Klassen auch eine gewisse Grundvorstellung von Farben vorhanden sein. Möchte man jedoch nicht nur mit den Grundfarben arbeiten, wird das Ganze schon etwas schwieriger, denn zwischen Schwarz und Weiß gibt es eben nicht nur Rot, Gelb, Grün und Blau, sondern unzählige Zwischentöne mit Farbnamen, von denen wahrscheinlich auch so mancher Normalsehende noch nie etwas gehört haben dürfte, und erst beim Hinsehen weiß, ob es gut zum Layout passt.
Eine kleine Orientierungshilfe kann die Seite encycolorpedia.de bieten. Sie enthält nicht nur eine Liste unzähliger HTML-Farben, sondern kann auch zu beliebigen Farb-Codes im Hexadezimal-Format eine genaue Beschreibung abliefern. Neben der Angabe des Farbtons werden die prozentualen Farbangaben im RGB-Farbmodell, der HSL-Farbraum mit Farbtonwinkel, Sättigung und Helligkeit sowie die Wellenlänge aufgeführt. Neben diesen eher technischen Details ist es dann in den weiterführenden Links sogar möglich, die Farbe zu modifizieren, und beispielsweise invertiert, heller oder dunkler anzeigen zu lassen. Des Weiteren werden ähnliche Farben genannt sowie die zur aktuellen Farbe passenden Farbnamen, falls vorhanden.
Auch wenn die richtige Farbe allein noch keine formvollendete Website hergibt, und der letzte Blick durch funktionierende Augen noch immer die beste Prüfung ist, halte ich Encycolorpedia schon einmal für eine sehr interessante Hilfe. Zumindest einfache Anpassungen bestehender Layouts sollten sich damit gut erledigen lassen.
Mein Einstieg in die Welt der zeitgemäßen mobilen Betriebssysteme war im Jahr 2016 zunächst mit einem Medion-Tablet, danach mit einem Motorola Moto G4 Plus, also ein mittelklassiges Android-Gerät, das mittlerweile durch ein leistungsfähigeres Moto G7 Plus abgelöst wurde. Die Vor- und Nachteile von Android und iOS, insbesondere bei der Nutzung durch blinde Anwender, waren mir damals bereits bekannt. Trotzdem stand für mich als Open-Source-Fan und Freund unbegrenzter Möglichkeiten fest, dass ich mich niemals mit iOS würde anfreunden können. Dennoch hatte ich mir vorgenommen, auch Apples Betriebssystem irgendwann mal etwas näher kennenzulernen, sobald sich eine (preis)günstige Gelegenheit ergab. Kürzlich überließ mir dann eine gute Bekannte einen alten iPod 6, der mit iOS 12 sogar noch halbwegs aktuelle Software mitbrachte und als Testgerät völlig ausreichen sollte. Der Einstieg in die Oberfläche gelang mir recht leicht, jedoch mit Fallstricken, die ich von Android her nicht kannte. Nach zwei Wochen wird es mal Zeit für einen ersten, kurzen Erfahrungsbericht.
Den Artikel Meine ersten Erfahrungen mit iOS: Anständig, aber keine Liebe auf den ersten Tipp lesen
Mit Version 2019.3 wechseln die Entwickler des freien und quelloffenen Windows-Bildschirmlesers NVDA die Version der zugrunde liegenden Programmiersprache Python. Der Sprung von Python 2 auf Python 3 ist dabei nicht nur ein interner Vorgang. Addon-Entwickler, aber auch Anwender sollten aktiv werden, damit beim Erscheinen der neuen Version alles wie gewohnt funktioniert.
Den Artikel NVDA-Bildschirmleser: Umstieg von Python 2 zu Python 3 lesen
Der Telegram-Messenger hat sich unter den WhatsApp-Alternativen als einer der am weitesten verbreiteten Messenger etabliert, auch wenn es in Sachen Datenschutz und Sicherheit noch bessere Dienste geben mag. Vor allem die Möglichkeit, sich mit mehreren Geräten gleichzeitig anzumelden, die kostenlose Verfügbarkeit und die durch eine offene API problemlose Integration von Drittanbieter-Diensten dürften zur Popularität des Messengers beigetragen haben. Die Gruppe blinder und sehbehinderter Anwender war jedoch lange Zeit ausgeschlossen, da keiner der angebotenen Telegram-Clients mit Hilfstechnologien zugänglich war. Lediglich die Browser-Version und ein für den Pidgin-Multi-Messenger verfügbares Plugin konnten als eher umständliche Alternative genutzt werden. Nun fand man offenbar auch für diese Nutzer Gehör: Seit Version 5.5 unterstützen die mobilen Telegram-Clients für Android und iOS die auf den jeweiligen Betriebssystemen verfügbaren Screenreader.
Ein erster Test unter Android und TalkBack verlief sehr positiv, und lässt erkennen, dass hier nicht einfach nur etwas schnell dahingeschludert wurde, um eine Hand voll Nutzer zufriedenzustellen. Die komplette Oberfläche des Clients ist zugänglich, nicht ein einziger Button wurde ausgelassen. Selbst die eher grafischen Dinge wie Emojis und Gifs sind weitgehend nutzbar. Bedenkt man, dass der Client zuvor quasi gar nicht zugänglich war, ist dies ein zwar erstaunlicher, aber natürlich sehr willkommener Fortschritt.
Wer Telegram lieber am PC nutzen möchte, und mit Windows 10 unterwegs ist, kann sich übrigens mal die Unigram-App anschauen. Auch an deren Oberfläche wurde in Sachen Screenreader-Zugänglichkeit gearbeitet. Ein großer Teil der App ist in der Tat sehr gut nutzbar, jedoch muss hier und da noch an dem ein oder anderen Stellschräubchen gedreht werden.
Wie bereits erwähnt ist Telegram nicht die sicherste Alternative unter den WhatsApp-Konkurrenten. Die selbst bei WhatsApp längst etablierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist vorhanden, aber standardmäßig inaktiv, Sicherheitsbedenken in der verwendeten Kryptographie sowie der geschlossene Server-Code wurden in der Vergangenheit von Datenschutz- und Sicherheitsexperten bemängelt. Hier muss jeder selbst entscheiden, welchem Messenger man vertraut. Aber auch der sicherste Messenger schützt nicht vor Dummheiten. Dass nun ein weiterer Dienst auch für blinde Anwender nutzbar ist, kann man in jedem Fall als guten Schritt bezeichnen.
Zwar ist die nächste Version des freien und quelloffenen Windows-Bildschirmlesers NVDA (NonVisual Desktop Access) noch nicht erschienen, doch bereits jetzt wirft sie ihre Schatten voraus. Die neue Kompatibilitätsprüfung für Drittanbieter-Erweiterungen betrifft dabei Entwickler und Nutzer gleichermaßen, daher sollten auch Endanwender jetzt schon aktiv werden, wenn sie ihre gewünschten Erweiterungen zukünftig ohne Probleme nutzen wollen.
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