Piespeakup: Neuer Sprachausgaben-Renderer behebt Soundprobleme beim Raspberry Pi
Prinzipiell ist der Raspberry Pi auch für blinde Anwender nutzbar - entweder per Fernzugriff via SSH oder direkt per Tastatur, sofern ein entsprechender Screen-Reader installiert ist. Gerade die zweite Variante brachte allerdings bisher wenig Spaß bei der Arbeit mit der Himbeere. Zwar sind die benötigten Pakete (Speakup, eSpeak etc) bei Raspbian und auch Arch Linux verfügbar, doch in der Praxis sind sie bisher kaum nutzbar. Vor allem in Raspbian scheint es Probleme mit dem Soundtreiber zu geben und es kommt zu einem Stottern der Sprachausgabe oder sogar zu kompletten Abstürzen des Kernels.
Aus der Raspberry-VI-Community kommt jetzt allerdings Abhilfe für dieses Problem. Michael A. Ray, Betreuer der zur Community gehörenden Mailingliste, hat sich an die Arbeit gemacht und eine alternative Rendering-Engine für Speakup und dessen Sprachausgaben-Connector programmiert. Diese benutzt nicht mehr den instabilen Soundtreiber, sondern verarbeitet die Sprachausgabe im Grafikprozessor (GPU), ist also nicht auf Alsa, Pulseaudio oder andere Systeme angewiesen. Derzeit handelt es sich bei Piespeakup zwar nur um eine modifizierte Version des ursprünglichen eSpeakup-Connectors, doch sie erfüllt schon jetzt ihren Zweck.
Wer eine erste Alphaversion testen möchte, kann mit folgenden Schritten alle benötigten Komponenten herunterladen, kompilieren und installieren (Git muss installiert sein):
cd /usr/local/src
# Herunterladen der Quelldateien
git clone https://github.com/cromarty/ttsprojects.git
# Kompilieren und installieren der benötigten Bibliothek
cd ttsprojects/raspberry-pi/libilctts/build
sudo ./build.sh
# Piespeakup und dessen Abhängigkeiten einrichten
cd ../../piespeakup
sudo ./build.sh
Ist alles ohne Fehlermeldungen abgelaufen (bei mir kam es zu diversen Warnungen, die man aber ignorieren kann), kann der Raspberry Pi neugestartet werden und sollte bei angeschlossenem Lautsprecher die Bootnachrichten automatisch vorlesen. Möchte man die Sprachausgabe auf eine andere Sprache umstellen, muss noch die Datei /etc/default/piespeakup bearbeitet werden. Dort lässt sich auch konfigurieren, ob die Sprachausgabe über den HDMI-Anschluss gesendet werden soll. Nach einem weiteren Reboot oder mittels
service piespeakup restart
werden die Änderungen übernommen. Bei einer Änderung der Tonausgabe (Local oder HDMI) muss jedoch der Pi komplett neugestartet werden.
Das Projekt befindet sich noch in der Entwicklung. Geplant ist eine Unterstützung für Emacspeak sowie ein Modul für den Speech-Dispatcher, welches theoretisch dann auch die grafische Oberfläche mit Orca zugänglich machen würde.