Yellow: Ein Markdown-CMS

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Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : CMS, Markdown, OpenSource, PHP

Nachdem ich dieses Blog kürzlich auf eine eigene Domain umgezogen habe, musste bzw. wollte ich für Robbenradio.de eine neue Portalseite als Einstiegspunkt zu meinen verschiedenen Unterprojekten einrichten. Bislang lief diese mehr schlecht als recht im selben Blog-System wie auch das Robbinär-Blog, doch das alte System wollte ich nicht extra dafür weiterlaufen lassen. Nach Abwägen aller Möglichkeiten, die von statischem HTML und ebensolchen Website-Generatoren, bis hin zum Basteln einer Startseite mit WordPress reichten, habe ich mich schließlich auf die Suche nach einem möglichst minimalistischen CMS gemacht, denn faul ist es, das Radiorobbenviech. :)

Hängen geblieben bin ich schließlich beim schwedischen Unternehmen "Datenstrom" und dem auf PHP und Markdown basierenden CMS Yellow. Wem reines HTML zu mühselig ist und wer nicht mit großen Systemen nur ein paar wenige Seiten erstellen möchte, sollte diesem kleinen Helferlein definitiv mal einen Blick gönnen. CMS, die mit Markdown arbeiten, gibt es zwar mittlerweile einige, doch die wenigsten davon sind auch tatsächlich zum einen benutzerfreundlich und ohne weitergehende technische Voraussetzungen bzw. Kenntnisse zu installieren, zum anderen nicht mit riesigen Programmpaketen verschnürt. Yellow basiert hingegen ausschließlich auf PHP und speichert die Inhalte in Markdown-Textdateien, welche dann dynamisch als HTML ausgegeben werden. Damit kann es auf beinahe jedem gängigen Webspace eingesetzt werden.

Yellow ist eine typische Plug-And-Play-Software. Hochladen, aufrufen, loslegen. Eine Installationsroutine ist ebenso wenig vorhanden wie ein umfangreiches Admin-Backend oder ein im Hintergrund arbeitendes Framework. Die wenigen Konfigurationsmöglichkeiten, die dennoch existieren, werden im Ordner "system/config" angepasst. Alles weitere geschieht auf Dateisystem-Ebene im Ordner "content". Hier liegen sämtliche Unterseiten als Textdateien, die in der vereinfachten Auszeichnungssprache Markdown verfasst sind, also einer Sprache, die der in Wikis verwendeten Syntax nicht unähnlich ist. Zum Anpassen der Webseite reicht also jeder normale Texteditor und ein FTP-Client. Syntax-Fehler können hierbei eigentlich nicht passieren, da das HTML-Gerüst der Seite auf PHP-Ebene zusammengestellt wird. Lediglich der Seitenkopf sollte mit speziellen Tags in der Textdatei gekennzeichnet sein, damit das System etwas damit anfangen kann. Alles andere ist reiner Fließtext und muss theoretisch nicht besonders formatiert werden. Es werden aber auch HTML und Javascript in den Dateien akzeptiert.

Unter der Haube bietet Yellow natürlich noch einige Anpassungsmöglichkeiten. Wer seine Dateien nicht via FTP bearbeiten möchte, kann sich in der Datei users.ini im Config-Verzeichnis einen Benutzer-Account anlegen, was allerdings etwas umständlich ist und erst mal einen Blick in die Dokumentation erfordert. Hierzu muss im Hauptverzeichnis die Datei yellow-php über die Shell aufgerufen werden, um den Account mit der korrekten Passwortverschlüsselung bcrypt einzurichten. Danach lässt sich jede Seite auch direkt im Browser über den Edit-Link bearbeiten. Über die Shell lässt sich das ganze System übrigens auch in eine Statische Seite ohne PHP konvertieren.
Das Gerüst der Seite besteht aus Templates und Snippets, mit denen jeder einzelne Bereich individuell formatiert werden kann. Es ist auch relativ problemlos möglich, eigenen PHP-Code hineinzubasteln, ohne sich dabei an eine spezielle API des CMS halten zu müssen. Ein Plugin-System wird für tiefere Integration angeboten und diverse fertige Plugins, darunter ein Blog mit optionaler Disqus-Anbindung und ein Wiki, sind neben den offiziellen Downloads auf der Github-Projektseite zu bekommen. Hier findet sich auch die Dokumentation, obwohl die Entwickler von ihrem Projekt behaupten, man hätte etwas falsch gemacht, wenn jemand die Dokumentation benötigt. Nun ja, zu einem großen Teil stimmt das auch. An fertigen Themes mangelt es momentan noch sehr, Individualisten sollten also ein wenig CSS-Kenntnisse mitbringen. Ob es problemlos möglich ist, große Frameworks wie Bootstrap einzubinden, entzieht sich mangels Design-Fähigkeiten momentan meiner Kenntnis.

Auch wenn Yellow natürlich kein CMS ist, um das nächste Großprojekt im Web anzugehen, ist es für so manches kleine Blog oder eine reine Informationsseite mit möglichst wenig Wartungsaufwand eine bemerkenswerte Alternative zu wuchtigen Webanwendungen oder nerdigen Shell-Tools. Das System kann dabei von Nutzern fertiger Lösungen ebenso gut eingesetzt werden wie von Schraubern und Bastlern, die ihre Seiten mit dem ein oder anderen Extra versehen wollen.

Über den Autor

Steffen Schultz, ein lichtloser Gelegenheitsblogger aus dem Norden Brandenburgs. Ich bin auf den Betriebssystemen Windows, Linux und Android unterwegs und berichte u. a. über meine Erfahrungen beim Nutzen von Anwendungen mit Zugangstechnologien für Blinde.

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