Miniflux: Schlanker RSS-Reader auf PHP-Basis

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Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : A11Y, OpenSource, PHP, RSS

Der Zufall wollte es, dass ich mal wieder meinen RSS-Reader wechsle. Mit FreshRSS war ich zwar bislang recht zufrieden, doch hier und da haben mich mit der Zeit einige Dinge etwas gestört. Hauptpunkt dürfte wohl die Zugänglichkeit via Bildschirmleser gewesen sein, die an einigen Stellen nur sehr rudimentär möglich war, da die meisten der mit Grafiken versehenen Bedienelemente kaum oder gar nicht mit sinnvollen Alternativtexten beschriftet waren. Des Weiteren hatte der Reader mit diversen RSS-Feeds Probleme, und rief sie trotz Gültigkeit und Erreichbarkeit nur noch sporadisch fehlerfrei ab.

Der Nachfolger in meinen Self-Hosted-Apps nennt sich Miniflux. Das ist mal eine Webanwendung, die so ganz nach meinem persönlichen Geschmack ist. Einfach zu installieren, schlank und schnell, ohne überflüssige Features, und dennoch mit einigen Funktionen ausgestattet, die man bei anderen Readern vermissen dürfte. Dazu noch für Nutzer von Bildschirmlesern sehr gut zugänglich, was will man mehr?

Herausragend ist die Möglichkeit, Artikel-Texte direkt im Reader zu lesen, auch wenn der Feed keinen Volltext anbietet. Hierzu bringt die dem Reader zugrunde liegende und vom selben Autor entwickelte PicoFeed-Bibliothek einen Content-Grabber mit, der anhand bestimmter Regelsätze die Artikelseiten filtert, und lediglich den Text des Artikels ausgibt. Hierzu muss jedoch für jede Seite eine eigene Regel erstellt werden. Heise und Spiegel Online sowie Golem sind neben einigen weiteren deutschsprachigen Seiten bereits vorhanden, mit etwas HTML- und PHP-Kenntnis lassen sich aber neue Regeldateien relativ einfach erstellen.

Auch in Sachen Geschwindigkeit macht Miniflux einiges besser. Während es bei FreshRSS schon mal Minuten dauern konnte, bis alle Feeds abgerufen waren (ja, das geht natürlich auch automatisiert, habe ich jedoch aus bestimmten Gründen nicht eingerichtet), erledigt Miniflux dies in nicht mal einer halben Minute. Grund dafür ist, dass mehrere Feeds gleichzeitig abgerufen werden, und nicht einer nach dem anderen. Tritt irgendwo ein Fehler auf, wird dies sofort beim entsprechenden Feed angezeigt, und man kann über den Debugmodus weitere Nachforschungen im Protokoll anstellen. Leider ist die PicoFeed-Bibliothek etwas pingelig bei nicht validen Feeds, sodass ich einige wenige Feeds damit nicht mehr lesen kann.

Die Bildschirmleser-Zugänglichkeit der Anwendung ist auf Desktop- und Mobilgeräten durchweg positiv. Alle Bedienelemente sind sinnvoll beschriftet, und mittels Überschriftennavigation lassen sich die einzelnen Artikel bequem durchblättern. Die abgerufenen Artikel werden in einer Art Stream angezeigt, sodass man nicht erst umständlich jeden Feed einzeln anklicken muss. Wer dennoch nur einzelne Abos oder Kategorien sehen möchte, findet auch diese Möglichkeit sehr schnell. Am Ende der Seite erlaubt ein Link, sämtliche Artikel als gelesen zu markieren.

Miniflux ist eine PHP-Anwendung und verwendet eine Sqlite-Datenbank als Backend, dementsprechend einfach ist daher auch die Installation. Des Weiteren kann ein Cronjob zum automatisierten Abrufen der Feeds im System oder, falls nicht verfügbar, über einen Webcron-Dienst angelegt werden. Auch für den Fernzugriff ist alles vorhanden. Neben einer eigenen API gibt es eine Fever-Unterstützung, was die Steuerung über geeignete Mobil- und Desktop-Apps erlaubt. Für Android ist eine App nahmens MiniFlux Embedded verfügbar, wobei es sich aber lediglich um einen One-Purpose-Browser handelt, also um eine App, welche die Miniflux-Seite darstellt, sonst aber keine Zusatzfunktionen wie etwa Benachrichtigungen mitbringt. Eine Plugin-Unterstützung gibt es bei Miniflux nicht, dafür lässt sich der Reader mit Themes den eigenen Farbwünschen anpassen.

Kurzum: Miniflux ist vielleicht kein Reader, um hunderte von Feeds sinvoll mit allen Rafinessen zu verwalten, doch für den einfachen Bedarf ist diese Anwendung sehr zu empfehlen.

Über den Autor

Steffen Schultz, ein lichtloser Gelegenheitsblogger aus dem Norden Brandenburgs. Ich bin auf den Betriebssystemen Windows, Linux und Android unterwegs und berichte u. a. über meine Erfahrungen beim Nutzen von Anwendungen mit Zugangstechnologien für Blinde.

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