NVDA 2019.1: Neue Kompatibilitätsprüfung für Erweiterungen zwingt Entwickler und Nutzer zum Handeln
Zwar ist die nächste Version des freien und quelloffenen Windows-Bildschirmlesers NVDA (NonVisual Desktop Access) noch nicht erschienen, doch bereits jetzt wirft sie ihre Schatten voraus. Die neue Kompatibilitätsprüfung für Drittanbieter-Erweiterungen betrifft dabei Entwickler und Nutzer gleichermaßen, daher sollten auch Endanwender jetzt schon aktiv werden, wenn sie ihre gewünschten Erweiterungen zukünftig ohne Probleme nutzen wollen.
Mehr Sicherheit im Addon-Dschungel
Alle Drittanbieter-Erweiterungen, die auf der offiziellen Website heruntergeladen werden können, sind von der Community geprüft und können in der Regel bedenkenlos installiert werden. Trotzdem kann es immer mal wieder vorkommen, dass bestimmte Erweiterungen nicht vollständig mit aktuellen NVDA-Versionen kompatibel sind. Um dem entgegenzuwirken, haben Entwickler nun die Möglichkeit, im sogenannten Addon-Manifest, also ein Dokument zum Hinterlegen von Meta-Informationen zur Erweiterung, die Kompatibilität einer Erweiterung anzugeben. Zwei Optionen erlauben dabei zum einen die Angabe der minimal für die Erweiterung benötigten NVDA-Version sowie die letzte getestete NVDA-Version, die mit der Erweiterung lauffähig ist. So kann ein Entwickler beispielsweise angeben, dass seine Erweiterung mindestens die NVDA-Version 2016.1 benötigt, und bis zur aktuellen Version 2018.4.1 auf Kompatibilität getestet wurde.
Was bedeutet dies für Endanwender?
NVDA 2019.1 wird eine Kompatibilitätsprüfung enthalten, die dafür sorgt, dass sich inkompatible Erweiterungen nicht mehr aktivieren lassen. Hat ein Entwickler also angegeben, dass seine Erweiterung lediglich mit NVDA 2018.4.1 getestet wurde, kann es sein, dass diese Erweiterung mit Version 2019.1 nicht mehr aktivierbar ist, obwohl sie theoretisch damit noch lauffähig wäre. Im Endeffekt werden Entwickler angehalten, das Manifest ihrer Erweiterungen mit jedem NVDA-Release zu aktualisieren. Dies sorgt zwar einerseits dafür, dass veraltete und nicht mehr betreute Erweiterungen schnell aussortiert werden können, erfordert aber von den Entwicklern ein zügigeres Arbeiten, um bei den Nutzern nicht für Frust zu sorgen, wenn nach einem NVDA-update plötzlich deren installierte Erweiterungen nicht mehr funktionieren. Theoretisch könnte auch der Nutzer selbst das Manifest aktualisieren, da dieses als lesbare Konfigurationsdatei im Verzeichnis der jeweiligen Erweiterung vorliegt. Ob nun jeder Nutzer gern händisch in Konfigurationsdateien herumschreibt, sei mal dahingestellt.
Alles halb so schlimm?
Kurioserweise sind es sehr alte Erweiterungen, die trotz der Kompatibilitätsprüfung weiterhin aktiviert bleiben. Sie enthalten keine entsprechenden Angaben im Manifest, und NVDA geht vorerst davon aus, dass die Erweiterungen kompatibel sind. Dies gilt beispielsweise für die ältere Version 2 der von Tiflotecnia angebotenen Treiber für die Nuance-Vocalizer-Sprachausgabe. Trotz fehlender Kompatibilitäts-Flags im Manifest ist sie auch in NVDA 2019.1 noch nutzbar. Ob NVDA irgendwann auch für solche Erweiterungen einen Kompatibilitätsnachweis erfordert, wird sich in den kommenden Versionen zeigen.
Nutzer sollten dennoch prüfen, ob ihre installierten Erweiterungen von der Änderung betroffen sind. Am einfachsten geht dies, indem man sich einen Development-Snapshot herunterlädt, und diesen als portable oder temporäre Instanz auf dem Rechner ausführt. Im NVDA-Menü öffnet man danach die Erweiterungs-Verwaltung und kann dort prüfen, welche Erweiterungen als inkompatibel markiert sind und daher nicht aktiviert werden können. Ist eine Erweiterung inkompatibel, sollte zunächst geprüft werden, ob eine neuere Version verfügbar ist. Am einfachsten geht dies mit dem Updater für Erweiterungen, der zumindest die offiziell angebotenen Erweiterungen automatisch aktualisieren kann. Ist danach immer noch eine inkompatible Erweiterung im System, hilft nur noch der Kontakt zum Entwickler oder zur lokalen Community, falls man der englischen Sprache nicht mächtig ist. Für deutschsprachige Nutzer stehen eine Facebook-Gruppe, eine im Rahmen der Plattform Cap4Free betriebene WhatsApp-Gruppe sowie eine klassische Mailingliste zur Verfügung.
NVDA 2019.1 wird spätestens im Frühjahr erscheinen. Dann dürfte sich zeigen, ob die neue Kompatibilitätsprüfung tatsächlich etwas bringt oder das Chaos bei den Nutzern vorprogrammiert ist.