WebVisum: Firefox-Ad-On mit überraschenden Nebenwirkungen

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : A11Y, Captcha, Firefox, OpenSource

Das Firefox-Ad-On WebVisum dient blinden Nutzern primär dazu, grafische Sicherheitsabfragen (sog. Captchas) automatisiert zu lösen. Dabei werden die auf einer Webseite verwendeten Captcha-Grafiken per Tastendruck an einen Server übertragen und nach spätestens 30 Sekunden erhält der Nutzer die Lösung als Klartext zurück. Welches Verfahren dabei zum Einsatz kommt, wird von den Machern des Ad-Ons nicht preisgegeben. Um sicherzustellen, dass niemand diesen Dienst unbefugt verwendet, ist eine Teilnahme nur per Einladung möglich. Die Sicherheit ist dadurch allerdings eher fraglich, da theoretisch jeder Nutzer jeden anderen Nutzer einladen kann - also auch solche, die gar nicht blind sind. Eine Kontrolle hierüber erfolgt zu keinem Zeitpunkt.

Leider gilt dies auch für die Zusatzfunktionen, welche WebVisum zur besseren Darstellung von Webseiten mitbringt. Es ist möglich, unbeschriftete Links auf Webseiten nachträglich mittels WebVisum zu beschriften oder bereits vorhandene Beschriftungen auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Wäre diese Funktion auf die lokale Anzeige beschränkt, spräche auch überhaupt nichts dagegen. Stattdessen werden alle Beschriftungen, die man mit WebVisum vorgenommen hat, an den Projektserver übertragen und ungeprüft an alle Nutzer dieses Dienstes weiterverteilt. Jemand, der Böses im Schilde führt, könnte theoretisch also die Anzeige einer kompletten Webseite nach Belieben verändern. Aufgefallen ist mir diese Funktion erst, als ich auf der Google-Startseite statt des Links "Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen" plötzlich die Beschriftung "Gequatsche" las. Zuerst glaubte ich noch an einen Scherz von Google, aber schnell stellte sich heraus, dass nur der Firefox diese schnodderige Linkbeschriftung anzeigt.

Zum Glück lassen sich diese "Seitenverbesserungen" auch deaktivieren, ohne das komplette Ad-On zu entfernen. In den WebVisum-Einstellungen muss dazu auf der Registerkarte "Allgemein" die Checkbox "Seiten beim Laden automatisch ergänzen oder verbessern" deaktiviert werden, wozu ich jedem nur raten kann. Die von solch einer Funktion ausgehende Gefahr mag zwar eher gering sein, die Verwirrung bei den Nutzern durch Unfug in den Beschriftungen dafür aber umso größer.

Würde sich endlich mal die Tatsache durchsetzen, dass Captchas zur Spambekämpfung schon längst kein Allheilmittel mehr sind und inzwischen nicht nur blinde Nutzer aussperren, wäre ein Ad-On wie WebVisum überhaupt nicht notwendig.

Trout, ein schlanker Audioplayer für Windows

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : Audio, Freeware, Windows

Ich entdecke doch tatsächlich immer noch Neues in der Welt der Audioplayer. Trout ist ein schlanker, aber erstaunlich konfigurierbarer Player, der sich auf das Abspielen von Audiodateien, CD's sowie Internetstreams beschränkt. Dabei bedient sich die Freeware der BASS-Bibliotheken, welche eine große Bandbreite von Audioformaten unterstützen.
Trout ist sehr einfach aufgebaut und kommt im Stil einer klassischen Windows-Anwendung ohne viel Schnickschnack daher. Die Dateien werden in einer Playlisten-Ansicht dargestellt, die Konfiguration des Players geschieht über die Menüleiste und einigen Buttons zur Steuerung der Wiedergabe, eine Statuszeile gibt Auskunft über Titel- und Playlistlänge sowie die Prozessorauslastung. Die Einstellungsmöglichkeiten des auf den ersten Blick so unscheinbaren Players haben es durchaus in sich: Vom simplen Bearbeiten der Playlist bis zum Anpassen zahlreicher Hotkeys zur Steuerung per Tastatur, Maus oder Multimediatasten hat der Entwickler an Vieles gedacht. Es gibt sogar einige Extras wie etwa das Vorlesen der Songtitel mittels Sprachausgabe oder die Speicherung der letzten Wiedergabeposition in einer Playlist, was für die Wiedergabe von Hörbüchern interessant sein dürfte. Einzig die Auswahl einer bestimmten Wiedergabe-Soundkarte ist leider nicht möglich, man muss sich mit der Standard-Soundkarte des Systems begnügen.

Die meisten Kontrollen des Players sind für Screen-Reader-Nutzer gut zugänglich. Lediglich die Buttons der Abspielleiste sind etwas verwirrend beschriftet, was deren Funktion nicht gleich erkennen lässt. Während der Wiedergabe sollte man in seinem Screen-Reader die Ansage bzw. akustische Wiedergabe der Fortschrittsanzeige deaktivieren, da sich sonst eine Art Wiedergabepegel unangenehm bemerkbar machen dürfte. Oder man minimiert ganz einfach das Programmfenster und steuert den Player über Hotkeys, die sich zum Glück auch systemweit konfigurieren lassen.

Homepage mit weiteren Infos und Downloads: http://skwire.dcmembers.com/fp/?page=trout<
(Dank an Raschix!)

Wie man Sprachausgaben-Nutzer in den Wahnsinn treibt

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Code Schlüsselwörter : A11Y, HTML, OpenSource

Heute: Listenchaos.

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Dieses faszinierende HTML-Kunstwerk begegnete mir in einem Sourceforge-Forum, nachdem ich beim Lesen die näheren Hintergründe erfahren wollte, warum sich meine arme Sprachausgabe vor lauter leeren Listen fast nicht mehr retten konnte. Die Logik, warum man ein derartiges Code-Konstrukt in einer Webseite unterbringen muss, erschließt sich mir allerdings beim besten Willen nicht. Vermutlich liegt hier ein serverseitiger Skriptfehler vor. Jedenfalls stört dieses Chaos gewaltig den Lesefluss beim Erkunden einer Webseite.
Drum merke, wer ein HTML-Designer sein will: Nicht alles, was das Auge nicht mehr im Browser sehen kann, ist unsichtbar.

Liquidsoap, eine vielseitige Radioautomation

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : Icecast, Linux, OpenSource, Shoutcast, Streaming, Windows

Mein Projekt der letzten Woche: Den Streaming-Server des Webradios, für welches ich arbeite, nach dem Ausscheiden unseres bisherigen Admins von Windows auf Linux umzustellen. Eine Herausforderung, die ich gern angenommen habe, bietet sie uns doch die Möglichkeit, den Server ohne sehende Hilfe komplett in Eigenregie zu administrieren. Als unerwartet schwierig erwies sich dabei die Aufgabe, einen halbwegs brauchbaren Transcoder zu finden, um unseren Haupt-Stream serverseitig in eine für mobile Nutzung geeigneten Stream herunterzukonvertieren. Unter Windows nutzten wir dafür bislang eine etwas unelegante Lösung, bei der zunächst ein auf dem Server installiertes Winamp den Stream abspielte und per Shoutcast-Plugin neu kodiert zum Server zurücksendete. Später nutzten wir dann den inzwischen nicht mehr offiziell verfügbaren Oddsock-Transcoder, der zum Schluss aber nur noch auf wackligen Füßen stand und alle paar Tage mal neu initialisiert werden musste.

Nach längerer Suche stieß ich dann auf das Projekt Savonet / Liquidsoap. hierbei handelt es sich grob gesagt um eine Automationssoftware für Webradios, die im Detail jedoch so einiges unter der Haube hat. "Liquidsoap" ist eigentlich auch keine Software im herkömmlichen Sinn, sondern eher eine eigene Skriptsprache. Das Stream-Transcoding, für welches ich "Liquidsoap" momentan einsetze, ist dabei noch vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen. Die "Flüssigseife" kann aber noch viel mehr. Das einfache Abspielen von Playlists ist damit ebenso möglich wie ein durchformatierter Programmplan, bei welchem zu unterschiedlichen Tageszeiten ganz bestimmte Playlisten zum Einsatz kommen. Durch zahlreiche Plugins ist die Zahl der unterstützten Dateitypen und Soundquellen stark erweiterbar. Wer seinen Sender ganz ohne Moderator betreiben möchte, kann sogar die Ansage der Songs von einer Sprachausgabe übernehmen lassen. Aber natürlich lassen sich auch Live-Shows in die Planung einbauen. Gestreamt wird das fertige Programm dann entweder über die Soundkarte des Systems oder an einen Streaming-Server wie Shoutcast oder Icecast.

"Liquidsoap" kann von der Projektwebseite als Quellcode heruntergeladen werden, sollte sich auf Linux-Systemen aber auch bequem aus den Paketquellen installieren lassen. Für Windows gibt es eine vorkompilierte Version.

TeamTalk 4.6 freigegeben

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : TeamTalk, VoIP, Freeware

Für die Sprachkonferenz-Software TeamTalk erschien heute Version 4.6. Neben einigen, teils sicherheitsrelevanten Fehlerkorrekturen bringt diese Version nur eine neue Funktion mit sich. Ab sofort ist es möglich, entfernte Bildschirme via Desktop-Sharing nicht nur als Video zu übertragen, sondern auch per Maus und Tastatur fernzusteuern. Eine ähnliche Funktion also, wie sie auch von TeamViewer angeboten wird. Client- und Serverversionen für alle Betriebssysteme (Windows, Linux, Raspbian und Mac) können wie üblich auf der Projektwebseite heruntergeladen werden.

Version 4.6 wird vermutlich die letzte Version der 4.x-Reihe sein. Version 5 befindet sich bereits in der Entwicklung und wird endlich den schon in anderer VoIP-Software enthaltenen, offenen Opus-Codec mit sich bringen. Des Weiteren basiert TeamTalk 5 auf einer neueren Version des Qt-Frameworks, was vor allem den Windows-Client für Screen-Reader noch zugänlicher macht und die parallele Weiterentwicklung des Classic-Clients eventuell unnötig werden lässt. Eine erste Alpha-Version, die ich testen durfte, sieht jedenfalls vielversprechend aus.

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