Gespenstische Blogsoftware

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : Blogging, Javascript, Node.js, OpenSource

Nein, Geistergeschichten sind natürlich woanders besser aufgehoben, auch wenn in 2 Wochen Halloween gefeiert wird. Außer den Namen und einem unerklärlichen Hype in der Bloggergemeinde hat die neue Blogging-Software Ghost nämlich nichts Gespenstisches an sich. Das über die Crowdfounding-Plattform Kickstarter finanzierte Projekt setzt es sich zum Ziel, den Fokus beim Veröffentlichen von Inhalten mehr auf eben diese Inhalte zu legen und nicht darauf, möglichst komplexe Webseiten zu erstellen.

Ich war mal neugierig und habe mir die derzeit nicht eben als alltäglich zu bezeichnende Installation angetan, jedenfalls wenn man bisher nur mit PHP-basierten Anwendungen zu tun hatte. Ghost hingegen basiert auf Node.js, einer Javascript-Plattform, die für die gängigsten Betriebssysteme heruntergeladen und installiert werden kann. Der Windows-Installer fügt Node.js sowie die Paketverwaltung NPM bequemerweise gleich den Umgebungsvariablen hinzu, sodass der Aufruf von jedem beliebigen Ort der Festplatte erfolgen kann. Abschließend wird im Startmenü der Punkt "Node.js command prompt" ausgewählt.

Your environment has been set up for using Node.js 0.10.20 (x64) and npm.


Hat man diese erste Hürde genommen, ist die Installation von Ghost eigentlich gar nicht mehr so schwer. Nachdem das Zip-Archiv heruntergeladen und entpackt wurde, muss zunächst per Kommandozeile in das Verzeichnis gewechselt werden, in welchem Ghost entpackt wurde. Nun beginnt die eigentliche Installation:
npm install --production

Es werden nun automatisch alle benötigten Zusatzpakete heruntergeladen, was je nach System und Internetverbindung einen Moment dauern kann. Wurde alles ohne Fehlermeldung abgeschlossen, wird Ghost mit folgendem Befehl gestartet:
npm start
> ghost@0.3.2 start C:\Users\Steffen\Downloads\ghost
> node index

Ghost is running...
Listening on 127.0.0.1:2368
Url configured as: http://my-ghost-blog.com
Ctrl+C to shut down


Ghost sollte jetzt unter der Adresse http://localhost:2368 im Browser erreichbar sein. Unter der Adresse http://localhost:2368/ghost/ kann man sich als erster Nutzer registrieren, der dann auch als Administrator des Blogs eingerichtet wird. Mit dem ersten Starten von Ghost wird auch die Datei config.js im Ghost-Hauptverzeichnis angelegt, in welcher diverse Einstellungen wie beispielsweise die Blog-URL und die E-Mail-Konfiguration vorgenommen werden können.
Unter Linux scheint die Installation noch etwas schwieriger zu sein, ein Test auf meinem Raspberry Pi endete mit einer seitenlangen NPM-Debug-Datei und obskuren Fehlermeldungen, deren Ursache ich bisher noch nicht nachgehen konnte.

Aber was taugt nun diese neue Blogsoftware, die auf Kickstarter binnen 48 Stunden mehr als 100000 Dollar zugesagt bekam?
Der Funktionsumfang ist verglichen mit ausgewachsenen Blogsystemen noch stark eingeschränkt, was allerdings auch die Absicht der Entwickler sein dürfte. Neue Blogbeiträge mittels Textile-Auszeichnungssprache verfassen und bearbeiten, dazu eine kleine Einstellungsseite, viel mehr kann Ghost noch nicht. Auch ist die Software derzeit nur in englischer Sprache erhältlich, was sich laut Feature-Liste aber ändern soll. Welche sonstigen Funktionen in Zukunft umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Revolutionär ist neben der gepriesenen Einfachheit des Systems wohl derzeit nur die Installation, die für die meisten Benutzer alles andere als alltäglich ist. Vor allem auf einfachen Webspace-Paketen, die keinen Shellzugriff anbieten, dürfte sich Ghost vorerst noch nicht betreiben lassen. Jedoch planen die Entwickler für die nahe Zukunft eine Hosting-Plattform ähnlich wie Wordpress.com, auf der man sich für ein Ghost-Blog registrieren kann, wenn man die Software selbst nicht hosten möchte. Alles in allem aber ein Projekt, das man im Auge behalten sollte.

Die Zugänglichkeit von Ghost für Screen-Reader-Nutzer ist auf den ersten Blick übrigens relativ gut, an manchen Stellen fehlen lediglich korrekte Beschriftungen für Formularfelder.

Audiodateien mit SndUp veröffentlichen

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software, Code, Webdienste Schlüsselwörter : Bash, Linux, OpenSource, Shell, Twitter, Windows

Der Dienst SndUp erlaubt es, Audiodateien über ein sehr einfaches Web-Interface hochzuladen, um sie in sozialen Netzwerken oder überall dort zu verbreiten, wo das temporäre Hochladen von Audiodateien gar nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Neben dem Web-Interface sind jedoch auch Desktop-Anwendungen für die verschiedensten Betriebssysteme geplant. Schon jetzt bietet SndUp auch eine API an, um Dateien aus eigenen Desktop- oder Web-Anwendungen heraus hochzuladen.

Für Windows-Anwender hat der Sprachausgaben-basierte Twitter-Client The Qube eine direkte SndUp-Anbindung integriert, was neben dem Hochladen von Audiodateien auch das direkte Abspielen im Client erlaubt, ohne die Dateien vorher herunterladen zu müssen. Neben SndUp unterstützt die Abspielfunktion auch alle weiteren direkten Audiolinks, sofern die Tweets mit dem Hashtag #Audio versehen sind.
Für Freunde der Linux-Kommandozeile erschien kürzlich das in Bash geschriebene Script SndUp Linux, welches ohne jegliche Optionen einen simplen Dialog anbietet, um eine Datei zu SndUp hochzuladen. Alternativ kann einfach ein Dateipfad an das Script übergeben werden, was sich damit auch zur Einbindung in automatisierte Prozesse eignen dürfte. Nach dem Hochladen wird, ähnlich wie bei The Qube, der Link zur Audiodatei angezeigt und kann bequem weiterverarbeitet werden.

Natürlich kann SndUp kaum mit den großen Audiodiensten wie zum Beispiel Audioboo oder Soundcloud mithalten, die dem Nutzer jeden noch so kleinen Komfort beim Veröffentlichen bieten. Doch gerade für Situationen, in denen man nicht ein umfangreiches Formular ausfüllen oder etliche Knöpfe bedienen möchte, ist SndUp eine durchaus gelungene Alternative.

Taktiler Bildbetrachter

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software, Webdienste Schlüsselwörter : Braille, OpenSource

Mit der Brailleschrift, im Volksmund auch als "Blindenschrift" bezeichnet, lässt sich längst nicht nur Text in 6 bzw. 8 Punkten pro Zeichen darstellen. Noch gut kann ich mich erinnern, dass wir in der Schule langweilige Pausen oder Freistunden dazu nutzten, auf dem teuren Punktschriftpapier mit Hilfe der Schreibmaschinen kleine, zweidimensionale Abbildungen von Tannenbäumen oder ähnlich simplen Figuren darzustellen. Je nach Geschick und Vorstellungskraft entstanden auf diese Weise kleine Kunstwerke. Im Vergleich zu echten Reliefs waren der Fantasie natürlich Grenzen gesetzt, Spaß machte es trotzdem.

Der Programmierer Mario Lang hat diese Idee offenbar wieder aufgegriffen und sie ins Computerzeitalter transferiert. Sein Projekt "IMG2BRL" erlaubt es, Grafikdateien so umzuwandeln, dass sie mit Hilfe von Unicode-Zeichen ein ertastbares Braille-Muster ergeben. Ist am Computer eine Braillezeile oder ein Brailledrucker angeschlossen, lassen sich einfache Bilder auf diese Weise eingeschränkt mit den Fingern ertasten. Über eine Webseite wird eine Bilddatei hochgeladen, gegebenenfalls mit Optionen zur Optimierung des Bildes versehen und danach in tastbare Zeichen umgewandelt. Sehr gut funktioniert es allerdings wirklich nur bei kleinen Bildern wie etwa Icons. Komplexere Formen lassen sich, wenn überhaupt, nur schwer mit einfachen Braillezeilen erkunden. Für diesen Fall ist ein Brailledrucker dann die bessere Wahl.

Homepage: http://img2brl.delysid.org
Quellcode: https://github.com/mlang/img2brl

Youtube-DL: Viel mehr als der Name verrät

Geschrieben von Steffen Schultz keine Kommentare
Kategorisiert in : Software Schlüsselwörter : Audio, Download, OpenSource, Python, Streaming, Video

Streaming-Angebote sind im Grunde auch nur ein Download-Service, obgleich rechtlich gesehen hier ein großer Unterschied gemacht wird. Technisch gesehen ist es aber völlig egal, ob Medieninhalte heruntergeladen oder gestreamt werden, lediglich der Speicherort ist ein anderer. Während ein Datei-Download an einem beliebigen Ort auf der Festplatte dauerhaft gespeichert werden kann, werden gestreamte Inhalte nur temporär in einem sogenannten Cache gespeichert und nach Ablauf des Streamings zumeist wieder gelöscht oder der Cache wird schon während des Streamings mit neuen Daten überschrieben. Da sich diese Art des Herunterladens kaum verhindern lässt, existieren trotz der rechtlichen Grauzone genügend Werkzeuge, um auch solche Inhalte dauerhaft offline zugänglich zu machen.

Eines dieser Werkzeuge ist "Youtube-DL". Das in Python programmierte Tool ist in der Lage, nicht nur von Youtube die gestreamten Videos verlustfrei herunterzuladen. Dabei bietet das Kommandozeilenprogramm eine umfangreiche Optionsliste, um die Downloads den Wünschen entsprechend zu konfigurieren. Zwar genügt es in den meisten Fällen, einfach die URL eines Videos als Parameter zu übergeben, es stehen jedoch vielerlei Optionen zur Formatierung der Dateinamen, Auswahl der Qualität, Nachbearbeitung der Dateien oder sogar Umgehung von Zugangsbeschränkungen, zum Beispiel durch Vorgaukelung eines speziellen User-Agent-Strings zur Verfügung. Es ist sogar möglich, ganze Videokanäle auf einmal herunterzuladen, hierzu genügt zum Beispiel der Aufruf:
youtube-dl url ytuser:Benutzername
Der Benutzername entspricht dabei dem Namen eines Youtube-Kanals, der sich am Ende einer URL befindet. Die komplette Liste aller verfügbaren Optionen erhält man mit dem Parameter --help.

Neben dem namensgebenden Youtube beherrscht "Youtube-DL" noch unzählige weitere Video- und Soundportale, darunter auch Soundcloud, Bandcamp oder die Mediatheken der ARD und des ZDF. Eine Liste aller verfügbaren Seiten bringt die Option --list-extractors.
Mit dem Zusatzprogramm "RTMPDump" ist es sogar möglich, Videos herunterzuladen, welche über das RTMP-Protokoll verteilt werden, was sich gerade bei der ARD-Mediathek als nützlich erweist.

Homepage und Download: http://rg3.github.io/youtube-dl/
RTMPDump: http://rtmpdump.mplayerhq.hu/

"Youtube-DL" ist Betriebssystem-unabhängig, benötigt aber eine für das jeweilige System installierte Python-Umgebung. Für Windows steht jedoch auch eine ohne zusätzliches Python ausführbare Programmdatei zur Verfügung.

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